Archiv des Stadt- und Industriemuseums Guben

Weihnachtsbräuche und Kulinarisches

"Weihnachtsbräuche und Kulinarisches - beiderseits der Neiße"

8. Dezember 2011

Ein Teil der Gerichte in Gubin.
Die Teilnehmer der Veranstaltung aus Guben und Gubin

Austausch über Weihnachtsrituale

Gut besucht war die Veranstaltung „Weihnachtsbräuche und Kulinarisches – beiderseits der Neiße“ am Donnerstag im Stadt- und Industriemuseum. Gubener und Gubiner tauschten sich dort erstmals über ihre Weihnachtstraditionen aus.

An einer reich gedeckten Tafel mit polnischen und deutschen Speisen näherten sich die Teilnehmer der jeweils anderen Kultur an. In weihnachtlicher Atmosphäre wurde gelacht, gesungen und diskutiert: Die knapp 30 Besucher konnten sich von den Ausführungen zum Heiligen Abend in Guben und Gubin, sowie von den besinnlichen Weihnachtsliedern verzaubern lassen.

Während die Gubener am 24. Dezember zum Abendbrot beispielsweise Kartoffelsalat mit Würstchen oder Karpfen auftischen, werden in Gubin zwölf fleischlose Gerichte serviert. „Es müssen immer gerade Zahlen sein, sonst bringt es Unglück“, übersetzt Aleksandra Poraszka vom Gubener Infozentrum des Fördervereins zum Wiederaufbau der Stadt und Hauptkirche in Gubin die Diskussionsteilnehmer vom Gubiner Heimatverein. Die zwölf Gerichte stehen ebenfalls symbolisch für die Monate eines Jahres. Obwohl diese Zahl heute nicht immer eingehalten wird, glauben die Gubiner immer noch daran, dass mehr Gerichte für das folgende Jahr mehr Wohlstand für die Familie bringe. Die Gäste kosten stets von allen Gerichten. Traditionell werden am Heiligen Abend verschiedene Fische in allen Varianten in Polen gegessen. Aber auch Sahnehering, Sauerpilze, Rote-Beete-Suppe mit Teigtaschen, mit Sauerkraut gefüllte Teigtaschen sogenannte Piroggen oder Bigos werden gereicht und standen auch zur Veranstaltung für die Teilnehmer auf dem Tisch.

Ein Stuhl bleibt immer frei

Wie die feierlich geschmückte Tafel auf deutscher Seite überhaupt aussieht, erklärte die Museumsleiterin Heike Rochlitz: „Auf dem weißen Tischtuch steht das beste Porzellan, natürlich ein hübscher Weihnachtskranz mit Kerzen, Mandeln, Nüsse, Orangen, Weihnachtsstollen und Plätzchen.“ Auf der anderen Seite der Neiße wird zudem noch ein Heubündel unter dem Tafeltuch versteckt. Damit wird einerseits an die Krippe Jesus erinnert und zum anderen sind sie ein Zeichen für eine gute Ernte. „Ein Stuhl an der Tafel wird stets für unerwarteten Besuch freigehalten“, sagt Poraszka. Die Gubiner glauben, dass der Ablauf des 24. Dezembers für das gesamte Folgejahr entscheidend ist. Daher wird viel Wert auf Eintracht und Ruhe in der Familie gelegt. Zudem pflegt man in Polen ein weiteres Ritual, um die Feierlichkeiten einzuläuten: Die Teilung einer weißen Oblate. Diese steht als Zeichen der Versöhnung, Liebe, Freundschaft und des Friedens. „Jeder Gast bricht sich ein Stückchen der Oblate ab und teilt mit allen Anwesenden, wobei man sich gegenseitig die Erfüllung aller Wünsche ausspricht“, sagt Aleksandra Poraszka. So wünschten sich die deutschen sowie polnischen Besucher der Veranstaltung gleich an Ort und Stelle die besten Wünsche für das kommende Jahr.

Erinnerungen an die Kindheit

An der Weihnachtstafel schwelgten Museumsleiterin Heike Rochlitz und Doris Hoffmann von der Kunstgilde Guben e.V. sowie zwei Mitglieder des Gubiner Heimatvereins in Kindheitserinnerungen aus der Vorweihnachtszeit. „In den Kriegsjahren haben wir sogar Kleidung gegen Zucker und Mehl eingetauscht, um Plätzchen zu backen“, erinnert sich Doris Hoffmann. Im Jahr 1947 machte die Not erfinderisch und es wurden in ihrer Familie sogar Kastanien und Eicheln zum Backen verwendet. Auch ein einstudiertes Weihnachtsprogramm führten die Kinder am Heiligen Abend auf. „Diese Tradition habe ich bei meinen Enkelkindern beibehalten“, so Hoffmann. Weiter wurden Knusperhäuschen gebacken, Räuchermännchen angezündet und Deckchen gehäkelt. „Den geschmückten Weihnachtsbaum sahen wir immer erst zur Bescherung“, so Rochlitz. So war es auch auf der polnischen Seite. „Die Eltern waren für das Schmücken des Baumes zuständig“, bestätigt Poraszka. Jedoch klopfte am 24. Dezember nicht der Weihnachtsmann, sondern der sogenannte „Sternenmann“ an die Tür. Dann folgte die altbewährte Beschwerung.

Im Anschluss an die Diskussion erfreuten die Speisen vor allem die Gaumen der knapp 30 Besucher. Wem das Gericht aus der jeweils anderen Kultur geschmeckt hat, der konnte sich ein extra zusammengestelltes Rezeptbuch mitnehmen. Vor allem vom Weihnachtsstollen waren die polnischen Besucher begeistert.

Sophie Bartholome

Lausitzer Rundschau vom 10. Dezember 2011

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