Archiv des Stadt- und Industriemuseums Guben

Museumsbesucher gehen auf Zeitreise

23. Januar 2012 

Artikel aus der Lausitzer Rundschau Guben:

Guben

Auf eine akustische Zeitreise haben sich am Freitagabend die Besucher des Gubener Stadt- und Industriemuseums begeben.

Das 1. Jahrbuch für Geschichte.

"Während der Vorstellung des 1. Jahrbuchs für Gubener Geschichte“ spielte ihnen Herausgeber Andreas Peter erstmals Teile eine Mitschnitts vor, der während der Anhörung vom 5. November 1989 im damaligen Filmtheater „Friedensgrenze“ entstanden war. Die Anhörung hatte in Folge der Ereignisse in der Nacht zum 8. Oktober 1989 stattgefunden, als Polizeikräfte eine friedliche Mahnwache vornehmlich junger Leute vor dem Wilhelm-Pieck-Monument gewaltsam aufgelöst hatten.

Die Museumsgäste vernahmen die Stimmen von Pfarrer Mathias Berndt, der die Anhörung damals moderierte, von Dr. Rudolf Wuttke (1939 bis 2004), einem der führenden Köpfe der friedlichen Revolution in Guben, von Diethelm Pagel, der wenige Tage zuvor das Amt des 1. Sekretärs der SED-Kreisleitung übernommen hatte, und einer jungen Frau, die die Ereignisse am Monument selbst miterlebt hatte. Die Zuhörer erlebten ein authentisches und lebendiges Stück Zeitgeschichte, das anschließend für einigen Gesprächsstoff sorgte – zum Beispiel bei Christine Thom, die selbst an der Mahnwache teilgenommen hatte.

Die Ereignisse des Jahres 1989 spielen auch im Jahrbuch eine Rolle. Die insgesamt sechs Kassetten mit dem Mitschnitt hatte Pfarrer Berndt Andreas Peter zur Verfügung gestellt. Von einigen Betroffenen wurden Gedächtnisprotokolle über den Polizeieinsatz vom 8. Oktober angefertigt, die nun im Jahrbuch nachzulesen sind. „So kann man die Dramatik jener Tage noch einmal nacherleben“, sagte Peter.

Vor der Präsentation des Mitschnitts hatten einige Autoren des Jahrbuchs kurz ihre Beiträge vorgestellt. Pfarrer Michael Domke schrieb einen Aufsatz über die Stolpersteine, die im vorigen Jahr in der Frankfurter Straße verlegt wurden, Jana Wilke befasste sich mit der Neißeinsel. Von Rudolf Piotr Mierzwa stammt ein Beitrag über Spätaussiedler aus Polen, während Evelyn Möller neue Erkenntnisse über die Familie Wilke beitrug. Insgesamt, da ist sich Andreas Peter sicher, gibt es viele Dinge in der Gubener Geschichte, über die noch nichts geschrieben wurde – ausreichend Potenzial also für ein zweites Jahrbuch.

Thomas Engelhardt

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